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Beratungsresistenz

14. September 2018 Tagebuch
Beratungsresistenz

Lesedauer, 2,5 Mantras

Beratungsresistenz

 

Eine Stunde lang hackt, schwafelt und schwitzt der berühmte Koch Johann Lafer in der TV-Küche. Er erzählt, kichert und gibt viele Tipps. Hilfreiche Tipps. Vor den Bildschirmen schreiben die Fans alles akribisch mit. Grammzahl, Backofeneinstellung und jedes exotische Gewürz.
Der Gott in Weiß, in der einen Hand das japanische, rasiermesserscharfe Messer und in der anderen jongliert er elfengleich mit neun Eiern.
Immer und immer wieder betont der Profi, dass Qualität, Genauigkeit und Geduld das A und O beim Kochen sind. Kaum ist die Sendung vorbei, rennen die treuen Fans in den … Volltreffer!!!… in den Discounter.

Anstelle von Qualität wird das gemästete Huhn aus Käfighaltung gekauft. Die Soße schnell auf höchster Stufe zum Brodeln gebracht und die Tahiti Vanilleschote gegen ein Aroma-Öl eingetauscht bzw. ersetzt.

– Cut –

Wenn ein adipöser, kettenrauchender Patient mit 3,0 Promille ins Arztzimmer schwankt und fragt, warum er immer so Herzrasen habe, prallen Diagnose, Tipps und Ratschläge ungehört am Schwabbelbauch ab.
Kaum hat der anonyme Patient (Herbert Meyer aus der Kellergasse 5) das Behandlungszimmer verlassen, klebt eine Kippe im Mundwinkel und die nächste Fastfood-Kaschemme wird ins gierige Visier genommen.

– Cut –

Und diese nervige Situation dürften vielen vertraut sein, weil sie ständig in einer US-Serie oder Film zu bewundern ist.
Anwalt und Klient sitzen im Verhörraum.
Anwalt rät „Sagen sie nichts“.
Klient brabbelt sofort drauflos und gesteht das Massaker.

– Cut –

An jedem Föhn baumelt beim Kauf ein Zettel, 3×3 Meter groß. Selbst Stevie Wonder kann das lesen!
„Warnung, nicht mit in die Badewanne nehmen“. Jetzt klammern wir mal die Menschen aus, die nicht dämlich sind, sondern die Schnauze voll vom Leben haben, und schlichtweg den dezenten Hinweis übersehen, vergessen und ignorieren und es irgendwie schaffen, sich in der Badewanne MIT dem Fön zu verbrutzeln.

 

Spätestens hier stellt sich dich Frage:
Warum sind wir so Beratungsresistent?
Warum geben wir Geld für einen fachmännischen Hinweis aus, für überteuerte Profis, wenn wir eh auf jeden Ratschlag…urinieren?

Wir sind Zeitdiebe, selbst, wenn die Fachmänner für ihr Können von uns fürstlich entlohnt werden.

Aber im Endeffekt hören wir niemals auf sie.
Es ist ein Phänomen, dass ein kompetenter und erfragter Ratschlag, sobald er die Lungen verlässt, im Nirvana verpufft.

Wir glotzen auf die Lippen unseres Gesprächpartners und nehmen nur ein Meeresrauschen wahr. Unsere Augen werden glasig und die Gedanken schweifen ab, beschäftigen sich parallel mit dem Fernsehprogramm, der sexy Blondine drei Gänge weiter oder dem eitrigen Mitesser auf der Nase.

Wieso? Weshalb? Warum? Hier die Entschuldigungen und Beispiele diverser Stereotypen.

 

Typ A „Der Narzisst “

Belästigt Menschen wie z. B. Verkäufertierchen bei Saturn, den Gartenarchitekten oder Metzgermeister, und heuchelt Interesse aus nur einem Grund vor.
Er will und braucht die Bestätigung, alles bereits gewusst zu haben, alles besser kann und der Anführer der Avengers ist.
Das ist sein persönlicher Wettkampf, den er immer gewinnen muss, damit er sich am Abend eine selbstgebastelte Medaille verpassen kann.

 

Typ B „Der Faule, der Schusselige“

Er ist ehrlich interessiert, möchte im Prinzip auch alles richtig machen.
Der Wille ist da, der IQ leider schwach. Zwei Nanosekunden nach dem Input eines Fachmannes ist alles wieder weg, vergessen und aus dem Gedächtnis weit, weit nach hinten verschoben worden, gut verpackt, verdrängt. FUTSCH.

 

Typ C „Der Klugscheißer“

Noch nerviger als der Narzisst. Er übertrumpft ihn sogar, weil er sich bereist wochenlang auf die Szene vorbereitet hat.
Gegoogelt, was das www hergibt, ein gefährliches, lächerliches Halbwissen angeeignet und alle Foren, Gesprächsgruppen und Diskussionsrunden bis zur Weißglut genervt und belästigt hat.
Mit dieser Sammlung rennt er dann zu seinem Opfer, geht ihm so richtig auf den …ähem „Beutel“ und konfrontiert ihn dann mit Sätzen wie „…ja, aber… wäre es nicht besser….man könnte es doch auch anders machen…“.

 

Typ D „Die Zecke“

Lästig und hässlich wie ein Blutegel.
Diese Spezies saugt den Profis ihr Wissen, Nerven und Lebenswillen aus den Adern. Er nimmt das Gespräch mit dem Handy auf, protokolliert und analysiert alles. Die Infos werden korinthenkackermäßig gesammelt und archiviert.
Angewendet? Selten bis nie.

 

Welcher Typ bist du?

Hast du dich wiedererkannt?

Fachkräfte sind nicht Gott.
Aber vielleicht könnte ein Maurer, Tierarzt oder Kfz-Mechaniker dir helfen, wenn du verzweifelt mit deinem geschrotteten Auto, krankem Koi oder Nachbarschaftsproblemchen (eine fünf Meter hohe Mauer, inklusive Stacheldraht, inklusive Selbstschussanlage und Wassergraben) angetanzt kommst.

Vielleicht weiß der Profi tatsächlich mehr als du.

Wenn du absolut beratungsresistent bist, dann lass die Leute in Ruhe ihren Donut essen.